Aufführung des Straßentheaterprojekts "Hierbleiben... Spuren nach Grafeneck in Schwäbisch Hall am 8.10.2020 und in Ellwangen am 15.10.20

Am Donnerstag, 08.10.20 ab 11.00 Uhr ist das Straßentheaterprojekt des Reutlinger Theater in der Tonne e.V. in Schwäbisch Hall auf dem Platz vor dem Neuen Globe der Freilichtspiele zu sehen sowie am Donnerstag, 15.10.20 ab 11 Uhr in Ellwangen auf dem Marktplatz.
Unter dem Titel „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck“ nimmt sich das Projekt ein historisch bedeutendes Ereignis zum Anlass. Durch die Begegnung der Darsteller mit Behinderung im öffentlichen Raum wird auch ihre heutige Situation aufgezeigt.

Die berüchtigten „Grauen Busse" kamen auch zum Rabenhof nach Ellwangen, in die damalige „Landesfürsorgeanstalt für Schwachsinnige" und deportierten Menschen mit Einschränkungen nach Grafeneck, die dort am Tag der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt wurden in der Zeit des Nationalsozialismus 10.654 Menschen mit Behinderungen oder geistigen Erkrankungen in Grafeneck ermordet, weil Sie den Nationalsozialisten als „lebensunwert" galten.
In Anspielung an die "Grauen Busse", die damals zur Deportation dienten, wurden 25 Herkunftsorte der Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg ausgesucht. Grafeneck selbst ist Teil dieser 25 Orte. Der Theaterbus fährt mit dem inklusiven Ensemble, Requisiten, Bühnenbild, Kunstobjekten, etc. direkt vor Ort, um die performative Aufführung umzusetzen. Unter der Regie von Enrico Urbanek wird das Projekt vom Theater Reutlingen Die Tonne umgesetzt.
Bei diesem Projekt verbindet sich Choreografie, Musik, bildender Kunst, Medienkunst und dokumentarischen Elementen. Über eine facettenreiche Auseinandersetzung zwischen Ensemble und Publikum werden Denkanstöße gegeben, die weit über Betroffenheit einerseits und Information andererseits hinausgehen. Durch den Einsatz historischer Fakten in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck und dem Rabenhof in Ellwangen, eine von den Deportationen betroffenen Einrichtungen, wird jeweils ein direkter regionaler und gesellschaftlicher Bezug hergestellt.
Der Bus verweilt dabei circa zwei Stunden auf dem Marktplatz und bietet verschiedene Begegnungen mit dem Ensemble. Die Interaktionen mit dem Publikum können Aufgrund der Corona-Pandemie nur unter gebührendem Abstand stattfinden. Um die nötigen Abstände zwischen den Zuschauer*innen während der Corona-Pandemie einzuhalten, wird auf dem Marktplatz eine Theatersituation aufgebaut, sodass auch Stühle in einem abgesperrten Bereich vor der Bühne vorhanden sind. „Wir danken der Stadt Ellwangen, der Jagstregion, dem Landratsamt des Ostalbkreis und insbesondere dem Rabenhof, die uns nach allen Möglichkeiten bei der Umsetzung der Aufführung des Projekts in Ellwangen unterstützen, trotz Corona", so Projektleiter Maximilian Tremmel. Ursprünglich hätte die Premiere am 8. Mai 2020 in Reutlingen im Rahmen des Kultur vom Rande Festivals stattgefunden. Die Corona-Pandemie machte eine Neuplanung nötig, die erste Aufführung fand am 17.09.20 in Mosbach statt. Diesen Herbst ist das Projekt bis 18.10. in Baden-Württemberg unterwegs. Weiter geht es nach der Winterpause ab Frühjahr 2021.
Das seit 60 Jahren bestehende Theater Reutlingen Die Tonne hat bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der inklusiven Theaterarbeit und präsentiert die entwickelten Inszenierungen regelmäßig auf Festivals im deutschsprachigen Raum. Seit 2012 gibt es am Theater Reutlingen Die Tonne eine von den örtlichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen mitgetragene Initiative, bei der Menschen mit Beeinträchtigungen einen Teil ihrer Arbeitszeit am Theater absolvieren und dort eine künstlerische Ausbildung erhalten.
Das Projekt wird gefördert durch die LEADER-Förderung (ein von der EU eingerichtetes Förderpaket für die Entwicklung im ländlichen Raum) und von der „Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb" im Rahmen von „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel", einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, den Landkreis Reutlingen sowie durch Daimler Truck.
Kooperationspartner sind BAFF [Träger Lebenshilfe und BruderhausDiakonie], der Fakultät für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, den BruderhausDiakonie-Werkstätten Reutlingen sowie der Habila GmbH Rappertshofen Reutlingen.
Weitere Infos, Fotos und die Aufführungstermine im Herbst finden Sie unter https://spuren-nach-grafeneck.de.
Bildnachweis Fotos Aufführungen und Proben: Theater Reutlingen Die Tonne


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